Redebeitrag der Stadtverordneten Brigitte Forßbohm in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 31. März 2022 zur TOI-TOP6: „Ball des Sports weiterhin in Wiesbaden ausrichten“
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
sehr geehrte Damen und Herren,
die Stadt Wiesbaden ist mit dem 200-Mio-Bau und Betrieb des RheinMain CongressCenters mit hohen Millionenbeträgen in Vorlage getreten, um Veranstaltern ein optimales Angebot machen zu können. Wir bieten ein Haus, das keine Wünsche offen lässt. Leider sieht es so aus, dass wir beträchtliche Mittel dazugeben müssen, damit die Veranstalter überhaupt kommen. Es ist Ausdruck wirtschaftlicher Schieflagen im Sportgeschäft, dass die einen Millionen über Millionen verdienen, während andere auf öffentliche Unterstützung angewiesen sind. Das Modell des öffentlichen Sponsorings solcher Veranstaltungen, das heißt, die Reichen und Schönen großartig feiern zu lassen, und auf die vermeintliche Werbewirksamkeit ihrer Namen zu setzen, ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Der Haushalt 2022/2023 ist noch nicht genehmigt. Auf die Stadt kommen immense Kosten im Sozialbereich zu. Wir brauchen Geld für die Geflüchteten, für die durch Inflation und steigende Energiekosten weiter in die Armut Getriebenen, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, den Ausbau des ÖPNV und vieles mehr.
Die von der LHW für den Ball des Sports aufzubringenden Mittel von insgesamt 1.240.345 Euro belasten den Haushalt für fünf Jahre erheblich. Aber auch die Spielbankmittel und auch die der Lotto Hessen GmbH stehen dann nicht mehr für soziale und kulturelle Aufgaben zur Verfügung. Dies betrifft natürlich auch die Überleitungsmittel aus dem Dezernat Frank.
Nun ist immer wieder von der Umwegrentabilität oder „Sekundärrentabilität“ wie es in dem Antrag heißt, die Rede. Zahlen hierzu können nur geschätzt werden. Meiner Meinung nach sind sie übertrieben. Die Reichen und Schönen kommen angejettet, die meisten übernachten nicht mal in der Stadt. Die mediale Wirkung ist auch nicht quantifizierbar. Sie nutzt wenn, dann dem Ball des Sports als solchem und einzelnen hervorgehobenen Prominenten.
Dass der Ball in Wiesbaden stattfindet, dürfte dabei eher Nebensache sein und in einem paar Sekunden-Clip kaum wahrgenommen werden. Dabei sollte nicht vergessen werden: Auch die Mittel, welche die Stadt Wiesbaden in Bildung, Mobilität, soziale, kulturelle und breitensportliche Aktivitäten steckt, haben eine Umwegrentabilität. Sie verbessern die Chancen auf dem Arbeitsmarkt vor allem für junge Menschen, tragen zu Gesundheit und Wohlbefinden und nicht zu vergessen: zur Stabilisierung der Kaufkraft der Bevölkerung bei.
Die Leute fliegen an, die kommen angejettet. Sollen die doch einen Tausender mehr für ihr Ticket bezahlen. Das sind Leute, die in Geld schwimmen und überall mit ihren Jachten unterwegs sind.
Sie hatten betont, gar kein städtisches Geld mehr zuschießen zu wollen. Die Kritiker haben ja recht: Es ist kein Ball für die Wiesbadener. Doch ein Ball für den Standort Wiesbaden ist es allemal. Deshalb verdient die Bewerbung eine Chance.
Beim letzten Ball 2020 waren 2000 Gäste zugegen, der Reinerlös betrug 750.000 Euro für die Förderung von Nachwuchs- und Spitzenathleten.
Dann sei es dem Land Hessen gelungen, die Lotto Hessen GmbH als Sponsor zu gewinnen. Das Beteiligungsunternehmen des Landes Hessen soll jährlich 400.000 Euro zuschießen, von 2023 bis 2027 in Summe also zwei Millionen Euro, heißt es in der Vorlage des Wirtschaftsdezernenten. Hinzu kommen weitere 200.000 Euro pro Jahr aus Mitteln der Spielbank. Insgesamt also eine Unterstützung von rund 850.000 Euro für die Sporthilfe, die ihrerseits Miete in Höhe von rund 550.000 Euro für das RMCC zu zahlen hätte.
„Aufgrund der schwierigen Haushaltssituation und der möglichen Haushaltssperre in 2022 sollte bedacht werden, dass die von der LHW zu zahlenden Mittel von insgesamt 1.240.345 Euro das Ergebnis für fünf Jahre weiter verschlechtern werden“, heißt es in der von Stadtkämmerer Axel Imholz (SPD)unterzeichneten Stellungnahme.
Topf der Überleitungsmittel, also Geld, das in vorangegangenen Haushaltsjahren nicht ausgegeben wurde. Das Geld soll zur Deckung der Mietkosten beitragen, die für das Rhein Main Congress Center anfallen. Diese betragen insgesamt 548.069 Euro, von denen 200.000 Euro durch einen Zuschuss der Spielbank und weitere 100.000 Euro durch Geld der Lotto Hessen GmbH finanziert werden können. Insgesamt würde die Lotto GmbH sogar einen Betrag von 400.000 Euro zur Umsetzung des Balls zuschießen.