des Stadtverordneten Ingo von Seemen in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 18. November 2021 zur TOI-TOP5: „Die Stadt gehört auch den Jugendlichen - Freiräume erschließen, Mitwirkung fördern“
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Kolleg*innen,
liebe Wiesbadener*innen,
das Ziel des vorliegen Antrags ist klar. Die Stadt soll besser an die Bedürfnisse junger Menschen angepasst werden. Uns ist bewusst, dass es sich hierbei nur um einen weiteren Schritt in einem langen Prozess handelt. Wir sind uns aber ebenfalls bewusst, dass die Jugend dies verdient hat.
Sie haben es verdient, weil sie Verantwortung übernehmen können und wollen!
Gerade während der Corona-Pandemie haben sie das gezeigt: Die überwältigende Mehrheit der jungen Menschen hat aus Solidarität mit den Älteren ihre sozialen Kontakte drastisch reduziert. Sie haben ihr soziales Leben runtergefahren. Im gleichen Zeitraum haben sich mehrere zehntausende Coroanleugner - von denen weniger als zehn Prozent jünger als 30 sind - versammelt und Fake-News sowie Corona verbreitet.
Um Wiesbaden jugendgerechter zu gestalten, werden wir zunächst die Innenstadt, den zentralen Anlaufpunkt für Jugendliche in Wiesbaden, in den Blick nehmen. Wir wollen schöne Plätze zu schaffen, an denen Jugendliche ohne Konsumzwang chillen können. Damit sie das auch in Ruhe tun können, werden wir der Verdrängungspolitik, wie wir sie am Schillerdenkmal sehen, einen Riegel vorschieben! Statt extrem heller Scheinwerfer, werden wir extrem helle Sozialarbeiter:innen einsetzen. Wir möchten unser Ohr an der Jugend haben, daher werden wir die verschiedenen Vertreter:innen der Jugend an einen Tisch holen und von ihnen lernen!
Das Ziel unserer Politik ist eben kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. Langfristiges Ziel muss es sein, Wiesbaden für alle Altersgruppen attraktiv zu gestalten.
Egal ob Jugendliche, Senior*innen oder all die Menschen dazwischen, jede Gruppe hat das Recht öffentlichen Raum zu nutzen. Dazu braucht es aber von allen Seiten Toleranz und Verständnis. Dieses Verständnis kann nur in einem Dialog entwickelt werden. Mit dem Stadtschüler*innenrat, dem Jugendparlament, dem Stadtjugendring und vielen weiteren Akteur*innen der Jugend in dieser Stadt werden wir darüber sprechen, wie solch ein Dialog aussehen kann. Denn eines ist klar. Die Zeit, in der Politiker*innen über die Köpfe der Betroffenen hinweg einfach entschieden haben, ist vorbei.
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte an die Jugendlichen direkt richten:
Liebe Jugendlichen,
es tut mir leid, dass es immer noch Politiker*innen gibt die euch weder viel zutrauen, noch euch zuhören! Die Antragsteller*innen gehören aber nicht dazu. Ich bitte euch: Lasst nicht nach! Gerade in den letzten Jahren habt ihr mit eurem Engagement, auf eine ganz besondere Art und Weise mehr lebendige Demokratie in diese Stadt gebracht. Seid weiterhin laut und unbequem! Geht für eure Interessen auf die Straße und in die Parlamente. Jugend stand und steht für Erneuerung, für Aufbruch, für Zukunft und für Energie. Macht Druck und lasst uns gemeinsam diese Stadt und dieses Land zum Besseren verändern. Zum Wohl der Jugend, aber vor allem zum Wohl der gesamten Gesellschaft!