der Stadtverordneten Mechthilde Coigné in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 09. März 2023 zur TOI-TOP7: „Ein dritter Tag für das Theatrium – ein dritter verkaufsoffener Sonntag für die Innenstadt“
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
sehr geehrte Damen und Herren,
in ihrem Antrag halten die Fraktionen von FDP, der Christlich-Demokratischen Union und BLW/ULW/BIG die Einführung eines weiteren verkaufsoffenen Sonntags in der Innenstadt für wünschenswert. Die LINKE. Stadtfraktion Wiesbaden lehnt weitere verkaufsoffene Sonntage ab. Das dürfte sie nicht wundern. Schon unsere Vorläuferfraktion Linke Liste hat sich dagegen ausgesprochen, verkaufsoffene Sonntage mit städtischen Mitteln zu fördern bzw. die Anzahl verkaufsoffener Sonntage zu erhöhen. Unsere Gründe dafür halten wir nach wie vor für zutreffend:
Das Wochenende, insbesondere der Sonntag, sollte der Erholung der allwerktäglich Arbeitenden und dem Zusammensein mit ihren Familien und Befreundeten dienen. Der Sonntag ist außerdem ein christlicher Feiertag, was von Seiten der Partei, die sich „Christlich-Demokratische Union“ nennt, immer weniger beachtet wird. Auch ohne Christ zu sein, sollte an der Tradition des arbeitsfreien Sonntags festgehalten werden - gerade in einer Zeit, in der durch Arbeitsverdichtung und größere Anforderungen im Arbeitsprozess die Gefahr besteht, dass die Gesundheit der Menschen in immer stärkerem Maße angegriffen wird und Zeiten der Entspannung, Erholung, des gemeinschaftlichen Austauschs und der Reflexion und Religionsausübung immer stärker bedroht sind.
Die Arbeit an Wochenenden, einschließlich von Sonntagen, erwarten wir von besonderen Dienstleistungsberufen wie in der medizinischen und pflegerischen Versorgung, bei Polizei und Feuerwehr und einer Reihe anderer Berufe. Aber gerade bei diesen sehen wir auch die großen psychischen und physischen Belastungen, die durch lange Dienste, unregelmäßige Pausen und nicht zuletzt durch Wochenendarbeit bestehen, und ihre negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das soziale Zusammenleben.
Ob verkaufsoffene Sonntage selbst unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erstrebenswert sind, halten wir für höchst fragwürdig, denn jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Es ist wohl eher eine Verteilungsfrage. Und dabei scheinen die kleineren und mittelständischen Firmen im Nachteil, die großen im Vorteil. Oder anders ausgedrückt: Es begünstigt die Konzentration des Kapitals bei den Großen in der Innenstadt.
Aus den genannten Gründen und auch aufgrund weiterer sprechen sich Gewerkschaften und Kirchen schon seit langem ebenfalls gegen die Ausweitung verkaufsoffener Sonntage aus. Mit ihrem Antrag möchten FDP, BUB und Christlich-Demokratische Union, dass der Magistrat mit der „Werbegemeinschaft Wiesbaden Wunderbar“ sowie der IHK in einen Dialog tritt. Bezeichnender Weise werden die Interessenvertretung der Menschen, die an den Sonntagen arbeiten sollen, die Gewerkschaften sowie die Kirchen nicht erwähnt. Da ist der gemeinsame Antrag unseres Bündnisses doch sehr viel differenzierter. Er zielt auf die Einholung von fundierten Informationen und Fakten, auf deren Basis dann auch fundierte Entscheidungen möglich sind.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.